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Freitag, 07 November 2025 11:30

Männer mit Sieg in letzter Sekunde

Jetzt ist es also zwei Tage her, jetzt konnte man es ein wenig sacken lassen. Ich rede natürlich vom letzten Heimspiel gegen unsere Freunde aus Bernstadt. Eine enge Kiste, aber ich will nicht vorweggreifen.

Also Samstag, der erste November, Bernstadt kommt zu Gast in die BSZ-Halle. Wer das Ankündigungsvideo gesehen hat, wird verstehen, dass die Vorfreude von unserer Seite aus schon groß war. Der Ex-Erdachse (sag das zehnmal so schnell wie du kannst) Karl Bundtke spielte darin eine große Rolle, aber auch zu ihm später mehr.

Das Spiel geht also los und die Gäste zeigen, dass sie keineswegs eingeschüchtert sind, gehen direkt in Führung. Zwar kann Radeberg auf 2:1 drehen, doch die 57 Sekunden, die es dauert, bis Bernstadt wieder ausgleicht, sollten die Hausherren besser genossen haben - sie stellen nämlich die einzige Zeit der ersten Hälfte dar, in denen die Bierstadthelden in Führung liegen. Bernstadt, man kann es nicht anders sagen, spielt guten Handball. Ein wurfgewaltiger Halbrechter (Der hat mal höher gespielt!), plus starke Außenspieler, plus überfallartige Gegenstöße sorgen in der Summe für eine 5-Tore-Führung nach 17 Minuten. Ab da können wir aber mithalten, die offensive Wucht verteilt sich dabei jedoch auf mehr Schultern. Hervorzuheben sind trotzdem die Bellmann-Brüder, die aus dem Rückraum viel Gefahr ausstrahlen und Jan Schulz, welcher alle seine Siebenmeter souverän verwandeln kann. Sobald Patrick Michel per Manndeckung rausgenommen wird, verändert sich das Spiel zu unseren Gunsten. In den letzten 7 Minuten erzielen die Gäste nur noch 2 Tore, während Radeberg 5 macht und es mit 16:17 zum Pausentee klingelt.

Die zweite Hälfte ist ein purer Nervenkrimi. Es startet ausgeglichen, bis Bernstadt nach 37 Minuten beim Stand von 20:19 spontan die Handbremse löst und innerhalb von drei Minuten auf 20:23 wegzieht. Doch Radeberg kämpft sich ran. Beide Mannschaften spielen gut, überstehen auch die ein oder andere knifflige Schiedsrichterentscheidung schadlos, doch durch ein paar zeitlich günstige Torwartparaden und schnellem Umschaltspiel kommen die Männer in Blau-Weiß beharrlich weiter heran, bis es auf einmal 29:29 steht. Es folgen 7 Minuten reinster Nervenkrimi, in dem niemand mit mehr als einem Tor in Führung gehen kann. In der letzten Minute fährt Bernstadt seinen letzten Angriff und verwandelt ihn zum 33:33. Doch Radeberg kann noch ein letztes mal vorlegen. Der Arm ist bereits oben, da nimmt Trainer Käppler seine letzte Auszeit. Anpfiff. Das ist der Moment, den sich Karl Bundtke aussucht, um sein erstes und einziges Tor der Partie zu machen. Ausgerechnet Karl, schwer vorzustellen, was in dem Moment in ihm vorging. Aber es ist noch nicht vorbei.

34:33 und noch 3 Sekunden zu spielen, Auszeit Bernstadt. Hab ich eben gesagt, das vorhin sei der letzte Angriff Bernstadts gewesen? Denkste! Taktische Finte, um den Leser auf die falsche Fährte zu schicken.

Wie dem auch sei, es ist ja noch Auszeit. Beide Teams beraten sich. Anpfiff. Und Bernstadt macht das clever, Kempa-Pass auf Wurfmonster Michel, welcher tatsächlich den Ball im Bierstadt-Kasten unterbringen kann - doch einen Hauch zu spät, es war bereits abgepfiffen.

Radeberg gewinnt also diesen höchst umkämpften Nervenkrimi gerade noch so. Die Nachbetrachtung dieses Spiels fällt allerdings sehr schwer. Die Gästefans haben keinen Hehl daraus gemacht, mit manchen Schiedsrichterentscheidungen nicht zufrieden gewesen zu sein und aus neutraler Sicht kann ich ihnen das noch nicht einmal verdenken. Auch wenn die Entscheidungen in der Summe ausgeglichen waren, hatten wir gerade in der Phase, in der es spannend wurde, das günstigere Ende für uns. Aber sei es drum, es bringt einfach nichts, den Spielausgang an der Schiedsrichterleistung festzumachen. Das gesamte Team hat bis zur letzten Sekunde aufopferungsvoll gekämpft und allein das verdient zwei Punkte, jedoch haben das die Gäste aus Bernstadt ebenfalls. Einzuschätzen, wer was verdient hat, fällt denkbar schwer. Ich kann nur sagen, dass wir uns wirklich enorm über die zwei Punkte freuen.

Ich erinnere mich, dass ich nach dem Spiel zu Torwart und Teilzeit-Philosoph Christoph Renzing meinte, dass es eigentlich enttäuschend ist, dass wir die gesamte Saison Plus Vorbereitung den Fokus auf die Abwehr setzen und dann schon wieder 33 Gegentore kriegen. Seine Antwort finde ich so schön, dass ich sie hier veröffentlichen will. Er meinte: „Ja, das kann man so sehen. Man kann es aber auch so sehen, dass dieser Sieg in unserer Situation enorm geil ist.“

 

Die Radeberger Kampschweine waren:

Rathmann, Renzing, Wagner (Alle Tor), Richter (2), Schulz (4/3), Lindner (1), Spittel (1), Rudolph (3), Mandalka (1), Bellmann F. (5), Zimmermann (2), Kasper (3), Müller (2), Jung, Bundtke (1), Bellmann T. (9)

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