In der Ballsportarena in Dresden heißen die Gäste des HC Elbflorenz üblicherweise Balingen oder Bietigheim, aber am vergangenen Samstag gastierten die Radeberger in der nahen Landeshauptstadt. Die 1. Vertretung des HC war leider nicht abkömmlich und das Perspektivteam war zum internationalen Kindertag scheinbar auch woanders unterwegs. Also wurde der RSV von der dritten Garde des HC, dem Senior-Junior-Team empfangen.
Im Ballsportbunker starteten die Bierstädter mit derart viel Elan wie zuletzt gesehen beim Partyauftakt der Handballtage. Die Dresdner mit Neu-Trainer Hartmann waren noch in der Findungsphase, als sie nach 11 Minuten beim 10:3 aus Radeberger Sicht bereits ihre zweite Auszeit nehmen mussten. Die Käppler-Truppe hatte bis dahin nicht einen normalen Spielaufbau benötigt, sondern sämtliche Treffer über Konter und schnelle Gegenstöße erzielt. Aus den zahlreichen Fehlwürfen und Abspielfehlern der Schwarz-Goldenen konnte man erfolgreich Profit schlagen. Das dass nicht 50 Minuten so weiter gehen würde, war auch den mitgereisten RSV-Anhängern klar. Das man aber derart den Faden verlieren und ihn über die restliche Spielzeit nicht wiederfinden würde, dass hätten wohl die wenigsten erwartet.
Die Gastgeber rotierten ihren Rückraum, spielten konzentrierter die Pässe und waren im Abschluss plötzlich hoch konzentriert. Auf der Gegenseite hatte sich der RSV beim einen-Gang-herunterschalten irgendwie verkuppelt und kam nicht mehr in die Gänge. Hinten war die Abwehr nun zu halbherzig und die Torhüter konnten im trüben Bunkerlicht auch nicht glänzen. Keine Ballgewinne und hier und da eine überraschende Zeitstrafe von den Niveau-gerechten Schiris zwangen die Gäste ins stationäre Angriffsspiel. Man versuchte den Ball irgendwie im gegnerischen Kasten unterzubringen, aber dem Ball fehlte genauso die Luft wie den Gästen die Bewegung ohne ihn. Neben dem ein oder anderen Ballverlust wuchs auch die Fehlwurfquote immer weiter an. Ein paar einfache Treffer ins verwaiste RSV-Gehäuse taten ihr Übriges, um den HC Elbflorenz wieder ins Spiel zu bringen. Nach den ersten 30 Minuten war die Partie beim 17:16 wieder völlig offen.
Im zweiten Durchgang war es dann durchweg ein Krampf und Kampf auf beiden Seiten. Die Abwehr fand nun wieder statt und vor allem der Mittelblock mit Franz und Jasper zwang die Dresdner ihre Abschlüsse über Halb und Außen zu suchen. Leider schien an diesem Tag keine Lücke zu klein, kein Winkel zu spitz, um nicht doch von einem der Senior-Tiger erfolgreich genutzt zu werden. Diese hatten sich mittlerweile im RSV-Fleisch festgebissen und ließen nicht mehr locker. Jede Führung wurde wieder egalisiert und mit der schwindenden Spielzeit wurde immer deutlicher, dass jede kleine Aktion heute das Siegerpendel in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen konnte. Da wurde natürliche jeder Pfiff bedeutsamer und lautstärker kommentiert, aber auch die wackeligen Unparteiischen waren nur eine Randnotiz zu den selbst verursachten Problemen des RSV. Vor allem das Überzahlkonzept konnte nur selten umgesetzt werden, sodass die 6:2 Zeitstrafen in der 2. Hälfte keine spürbare Entlastung für die Nerven aller RSV-Sympathisanten brachten.
Ein nicht verwandelter Siebenmeter des zuvor sicheren Schmidt hätte der Kipppunkt nach 55. Spielminuten sein können, als statt eines 29:30 wenig später ein 31:29 auf der Anzeige erschien. Doch sinnbildlich für das 50-minütige Auf und Ab folgte noch ein Stürmerfoul und eine verdaddelte 5:4 Überzahl kurz vor Torschluss. Also mit 31:31 am Ende einen Punkt verloren oder gewonnen? Die Feierlaune war jedenfalls eher bei den Gastgebern. Am Ende heißt es wie immer: abhaken, aufarbeiten und auf das nächste Spiel vorbereiten. Mit der SG Pirna/Heidenau trifft man erneut auf eine Reserve-Truppe, allerdings auch auf den ungeschlagenen Tabellenführer.
RSV: Silvio, Christoph, Philipp, Jan (1), Moritz (1), Florian (1), René (2), Jasper (8), Franz (6), Jendrik, Chris, Pascal (2), Karl J. (3), Karl B., Tim (7), Petra, Dennis, Friedrich, Stefanie