Mission Aufstieg?
Nachdem immer mehr Abschlussberichte von allen möglichen sächsischen Vereinen in den sozialen Netzwerken zu finden waren, fragte unser Trainer in die WhatsApp Gruppe, wer denn mal was für unsere Leser verfassen würde. In unserer handballerischen Corona-Depression war die Motivation natürlich gigantisch. Also schrieb ich (David Stein): "Ja... aber was ist denn mit dem Ende?"
Tja, was ist also mit dem Ende?
Aber fangen wir doch erstmal an und rollen die Dinge von vorne auf.
Es war Juni 2019 und Trainer Gnädig bat seine Jungs zu der wohl härtesten Vorbereitung, die sie jemals miterlebt hatten (Danke hier an Dennis). Nachdem wir die zwei vergangenen Saisons auf dem Treppchen gelandet waren und wir keinen nennenswerten Umbruch hinter uns hatten, war das Ziel klar. Man wollte sich verbessern, was unterm Strich Platz Eins bedeutete. Zu dem ausgeglichenen Kader gesellten sich noch Robin und Ludwig hinzu. Ersterer kam mit 18 Jahren aus Oberlichtenau und sollte behutsam an den Kader herangeführt werden - und um es vorweg zu nehmen, er lieferte. Letzterer war ein neuer Part im "Deal" mit dem Ausbildungsverein SV Lok Schleife. Ludwig bildete das neue Linksaußenduo mit dem erfahrenen Klinkert und war mit Abstand der Schönste in der Mannschaft ;). Man muss jedoch sagen, ich kenne keinen Spieler, der sich in dieser Saison, wenn auch teilweise nur im Training, so sehr verbessert hat wie er. Chapeau.
Nach schweißtreibenden drei Monaten war es endlich soweit. Die Pokalfee bescherte uns in der ersten Pokalrunde ein Duell mit den Jungs aus Rietschen. Eine Woche nach dem Trainingslager und einigen Fragezeichen bei den Jungs, wie gut man wirklich ist, schoss man die Gäste aus der Halle. Durch die Abwesenheit von den zwei Stammhütern, rückte Robin gleich in den Fokus und brachte die Gegner zur Verzweiflung. Am Ende stand ein klarer 38:25 Sieg auf der Habenseite.
Zum ersten Spieltag empfingen wir die Gäste aus Bernstadt, welche uns letzte Saison noch aus dem Pokal warfen. Ich bekomm immer noch schlechte Laune, wenn ich an diese Partie denke. Man ließ jedoch nicht viel zu und man merkte den Gästen an, dass sie sichtlich nervös in der neuen Liga waren. Man hatte keine Probleme mit dem Aufsteiger und gewann am Schluss 32:18.
Bekanntlich gibt es in der Verbandsliga nur ganz wenige "leichte" Spiele und die Partien in Hartha zählen mit Sicherheit nicht dazu. Es war eine spannende Partie, welche erst in der zweiten Halbzeit entschieden wurde und wir gewannen 21:26. Wieder ein Spiel, mit wenig Gegentoren.
Am dritten Spieltag empfingen wir den Sachsenligaabsteiger aus Riesa/Oschatz, welche an diesem Tag eine Klasse besser waren. Zwar fehlten auf der Seite der Radeberger einige Spieler, jedoch brachte man einfach seine Leistung nicht auf die Platte.
So ging man am vierten Spieltag mit 4:2 Punkten in das vermeintliche Topspiel gegen KJS. Die Spiele der vergangenen Saison zeigten, dass diese Partien immer für besondere Gefühlssituationen sorgten. Man startete besser und ging schnell mit drei Toren in Führung. KJS kämpfte sich jedoch zur Pause heran und schaffte es in der zweiten Halbzeit die Partie zu drehen. So lag man in der 40. Minute mit 26:23 im Hintertreffen. Nach einer langen Verletzungspause und einem Kraftakt schaffte man den Ausgleich 20 Sekunden vor Ende, KJS schaffte es jedoch nicht mehr einen vernünftigen Angriff zu spielen und so holte man einen Punkt, der wie ein Sieg gefeiert wurde.
Mit zwei folgenden Siegen, in denen man nicht vollends überzeugte, jedoch gewannen, holten wir uns die nächsten vier Pluspunkte.
Und dann passierte es... was diese Saison eigentlich nicht mehr vorkommen sollte, dass man sich in Spielen zu sehr an den Gegner anpasste. Radebeul hatte sich in den letzten Jahren immer wieder als "Angstgegner" herauskristallisiert und man war gewillt, dies zu widerlegen. Man startete wie die Feuerwehr und ging schnell mit 11:5 in Führung, doch auch diese Saison schafften wir es nicht, dass wenn man führt sich nicht jeder einen "Lustwurf" nahm. So kam es, dass Radebeul auf 15:12 zur Halbzeit verkürzen konnte. Und es folgte die wohl schlechteste Halbzeit der kompletten Saison, in der man lediglich acht eigene Treffer erzielen konnte. Radebeul zog in dieser Partie einen den Zahn und falls ich mich recht erinner (bin auch schon älter) waren die Unparteiischen keine Bierliebhaber an diesem Tag. An diesem Tag gewannen die Gäste völlig verdient 23:24 und der Radeberger Traum vom Aufstieg schien schon geplatzt zu sein.
Man stand mit 9:5 Punkten nicht wirklich komfortabel da. Was uns jedoch Hoffnung gab war, dass dieses Jahr kein Team unschlagbar wirkte. So verlor am gleichen Tag der Tabellenführer von KJS gegen die dritte Männermannschaft vom HC Elbflorenz. Dass diese Niederlage gegen Radebeul, die letzte bis zum wohl entscheidenden Spiel war, konnten sich zu diesem Zeitpunkt nur die wenigsten ausmalen.
Die Mannschaft rappelte sich auf und gewann die kommenden Spiele gegen Großenhain, Rietschen und Elbflorenz recht souverän.
Am letzten Spieltag der Hinrunde reiste man nach Dresden in den berüchtigten Lokschuppen. Die Vorzeichen standen gut, denn das Maskottchen und "Orakellegende" Einstein (Papagei) sagte einen Sieg der Radeberger voraus. Mit diesem Gefühl ging man in die Partie und es war wie immer gegen den ESV: ein enges, kampfbetontes und kein schönes Spiel. Trotzdem setzte man sich mit 30:36 durch. Das versprochene Buffet für Einstein, welches in der Rückrunde präsentiert werden sollte, ist nicht vergessen liebe Lokis. Dadurch, dass KJS einen Tag später in Riesa verloren hat, ging man Punktgleich mit beiden Teams in die Rückrunde.
Die zweite Runde des Sachsenpokals bescherte uns den Aufsteiger in die Mitteldeutsche Oberliga, den HC Glauchau/Meerane. Man konnte die erste Halbzeit das Spiel recht ausgeglichen gestalten und musste den Gegner erst hinten raus ziehen lassen. Man verlor 27:33, konnte auf die gebrachte Leistung jedoch stolz sein.
Im neuen Jahr war das Motto: "Heißer Tanz in den Januar". Man musste alle Spiele gewinnen, um eine Chance zu haben am 1.Februar die Tabellenführung zu erobern.
Nach zwei gewonnen Partien gegen Bernstadt und Hartha stand die Busfahrt nach Riesa an. Was soll man sagen? Wenn ich mich an eine Partie ganz besonders erinnere, dann an diese Partie.
Wir starteten mit bester Laune, einem vollen Bus und dem Willen, dass man sich für die Heimspielniederlage revanchieren will. An einer besagten Brücke in Weinböhla fand unsere Reise doch ein jähes Ende. Die Brücke war einfach zu flach und der Bus ein Totalschaden. Bis auf einige nasse Sachen und einem riesen Schreck, kamen zum Glück alle unbeschadet aus der Sache raus. Doch man stand in Weinböhla und die Zeit wurde knapper, man beriet sich, diskutierte, brauchte einen Ersatzbus und wollte man überhaupt noch spielen? Man entschied sich die Reise fortzuführen - und mit ca. einer Stunde Verzögerung wurde das Spiel dann angepfiffen. Ich glaube so fokussiert, gewillt und heiß habe ich diese Truppe die Saison nicht nochmal erlebt. Wir führten die komplette Spielzeit durchweg mit einem knappen Vorsprung und schafften es die Partie mit 23:26 für uns zu entscheiden. Es passte an diesem Tag wirklich alles zusammen und so konnte man mit den mitgereisten Fans ausgelassen feiern. Ich schimpfe oftmals auf die Schiedsrichter, hier würde ich sie jedoch lobend erwähnen. Dass dieses Spiel, mein Lieblingsspiel ist, lag an dem Ergebnis der kommenden Woche.
Es war also alles angerichtet für das Topspiel gegen KJS. Werbung wurde gemacht, die Tabellenkonstellation war günstig und ganz Handballradeberg war erschienen. Knapp 600 Leute fanden den Weg, um die Radeberger Männer im Topspiel zu unterstützen. So eine Zahl gab es im männlichen Bereich in Radeberg noch nie! Tja also, woran hat's gelegen? Vor so einer Kulisse Handball zu spielen, kannten kaum welche aus unserer Mannschaft und ich würde behaupten, viele von uns hatten zu dem Spiel einfach einen Stift in der Hose.
Die Gäste spielten fast die kompletten 60 Minuten mit dem siebten Feldspieler und fanden immer eine Lösung die Radeberger Abwehr zu überwinden. Wir spielten in dieser Partie aber auch nicht unseren besten Handball und so ging man mit 16:18 in die Halbzeit. Im zweiten Spielabschnitt schaffte man es leider nie mehr auf ein Tor zu verkürzen und KJS siegte an diesem Tag komplett verdient. Das es jedoch an uns selber lag, war auch jedem bewusst. So warfen wir sieben Bälle am freien Tor vorbei, anstatt eine Zwischenstation einzubauen, oder trafen nur fünf von acht 7-Meter. Hätte man seine Chancen nur annähernd genutzt, wäre es vielleicht nicht 32:35 ausgegangen, aber hätte hätte....
Die Enttäuschung war groß, jedoch hatte man gesehen, was im Radeberger Männerhandball möglich ist. Man musste nun hoffen, dass KJS noch mindestens drei Punkte liegen lässt und selber musste man alle Spiele gewinnen.
Die letzten zwei Spiele vor der Corona Pause gewannen wir noch in Meißen gegen Niederau und daheim gegen die Sporties. Kurz vor dem Spiel gegen Radebeul wurden der Spielbetrieb eingestellt und später als beendet erklärt.
Wir beenden die Saison mit 27:7 Punkten auf dem zweiten Platz und dem zweitbesten Angriff der Liga. Gepaart mit der drittbesten Abwehr der Saison, dem drittbesten Torschützen Nico Schott und den wenigsten Zeitstrafen aller Mannschaften können sich die Ergebnisse sehen lassen.
Ein riesen Dank gilt allen Unterstützern der Mannschaft. An vorderster Front unserem Trainer, welcher uns jede Woche kräftig in den Arsch tritt und der immer ein offenes Ohr für uns besitzt.
Direkt danach an unsere Frauen. Ich weiß, wie mies ich drauf bin, wenn wir verloren haben. Sie halten es trotzdem mit uns aus und begleiten uns teilweise sonntags in weit entfernte Hallen und geben uns einen Einlauf, wenn wir denken, dass wir die geilsten sind.
Natürlich auch ein Dankeschön an unsere Physio Steffi, den Mannschaftleiter Ron, Co-Trainer Carsten und Falko, welche uns und Matze beim Bewältigen des Jahres helfen.
Ohne sie geht nichts, die Fans! Irgendwelche Verrückten haben uns immer unterstützt und angefeuert und ich muss sagen, ich habe gern mit euch gefeiert ;) Danke!
Es gibt noch viele mehr, die uns unterstützen aber meistens im Hintergrund sind und trotzdem für den Verein unaustauschbar sind, da sie ihre Freizeit für uns und den Verein opfern. Euch wird viel zu selten gedankt. Sei es dem Einlass, dem Imbissteam, unseren Hallensprecher, Ordner und und und.
So genug für heute.
Doch warum jetzt ein zweiter Teil? Teil 2 wird sich mit dem Ende beschäftigen.