Vier Monate und sieben Anläufe hat es gebraucht, doch nun ist er endlich da: der erste Sachsenliga-Heimsieg für die 1. Männer des Radeberger SV! Und meine Güte, was war das wieder für ein Drama. So langsam könnten unsere Fans Schadenersatz für verlorene Nerven verlangen, aber beginnen wir von vorne…
Es ist Samstag um ca. 17:20 Uhr, als eine bereits gut gefüllte BSZ-Halle den turbulenten 38:36 Heimsieg unserer 1. Frauen gegen die Sportfreundinnen aus Dresden feiert. An dieser Stelle nochmal einen herzlichen Glückwunsch an unsere Robben, die nach dem verdienten Applaus das Feld für die Männer räumten. Die Aufwärmphase beginnt und es wird deutlich, dass die Spielerdecke auf Seiten des Zwönitzer HSV an diesem Tag etwas dünner ist als gewohnt. Die Top-Akteure der Saison sind allerdings an Bord, genauso wie ein stimmungsvoller Fanblock, der den Weg aus dem Erzgebirge nach Radeberg angetreten ist. Sie alle sind den Bierstädtern bestens in Erinnerung geblieben, feierte man doch im Hinspiel dort den ersten Sieg in der Sachsenliga überhaupt.
Pünktlich um 18 Uhr wird die Partie angepfiffen und den besseren Start erwischen erneut die Gäste. Ein schneller 1:3 Rückstand kann in der Überzahl noch ausgeglichen werden, die Führung im Blick scheitern die Bierstädter allerdings mehrmals an eigenen technischen Fehlern oder dem gut aufgelegten Keeper des HSV. Die Quittung ließ nicht lange auf sich warten: nach einer doppelten Unterzahl, in der die benötigte Ruhe und Cleverness fehlten, sah sich Coach John beim Stand von 3:7 zu seiner ersten Auszeit gezwungen. Kurz darauf kann Philipp Richter eine Durststrecke von zuvor sieben torlosen Minuten seitens der Bierstädter zwar beenden, in der verbleibenden Viertelstunde bis zur Halbzeit gelingt es dem RSV aber nicht mehr, weiter zu verkürzen, sodass es mit einem 10:13-Pausenstand in die Kabinen ging.
Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts standen die Gastgeber 4 Minuten lang mit einem Spieler mehr auf dem Parkett und konnten diese Überzahl im Angriff auch für eigene Tore nutzen, in der Defensive agierte man aber zu zaghaft und so konnte Zwönitz den alten Vorsprung stets wiederherstellen. Anschließend waren erneut mehrere Fehlwürfe seitens der Radeberger der Grund dafür, dass nach 38 Minuten und dem Stand von 15:20 RSV-Trainer John zum zweiten Mal die grüne Karte beim Kampfgericht abgab. 15:20 nach 38 Minuten für Zwönitz gegen Radeberg, irgendwie kommt mir das bekannt vor. Ein Blick in den Spielbericht des Hinspiels zeigt, dass es dieselbe Konstellation dort auch gegeben hat, nur dauerte es damals noch etwas länger, bis die Wende eingeleitet wurde. Dass dies nun im Rückspiel etwas früher geschah, liegt insbesondere an vier Akteuren. Der erste ist Franz Bellmann, dieser Goldjunge, der einen Sahnetag erwischt hat und nach seiner Einwechslung direkt zwei Tore erzielen kann. Als nächstes kommt Torwart Silvio Rathmann ins Spiel, der direkt einen Strafwurf pariert und auch in der Folge mit seinen Paraden die Stimmung in der Halle zusätzlich aufheizt.
Eine Viertelstunde vor Schluss erfolgte beim Stand von 20:22 dann eine Umstrukturierung in der Offensive, welche den entscheidenden Ausschlag brachte: Philipp Daferner rutschte von der Linksaußenposition auf Rückraum Mitte, die entstandene Lücke wurde durch Tim Röseler gefüllt. Mehrmals gelingt den Hausherren der Anschlusstreffer, in Überzahl können die Gäste jedoch nochmals einen drei-Tore-Vorsprung herausspielen. In der 52. Minute steht ein 23:26 für Zwönitz an der Anzeigetafel (übrigens erneut derselbe Zwischenstand wie im Hinspiel), doch während der nächsten fünf Minuten gab es kein Durchkommen in der RSV-Abwehr. Teilweise in Überzahl erspielten sich die Bierstädter einen 5:0-Lauf und somit auch erstmals die Führung in diesem Spiel, was den Geräuschpegel in der Halle auf das absolute Maximum trieb. Dabei „klaute“ Daferner unter anderem zweimal den Ball in der Abwehr und leitete die entsprechenden Tempogegenstöße ein. Nicht nur die Zuschauer, auch die komplette Radeberger Bank stand jetzt bei jedem Torerfolg und jedem gewonnenen Zweikampf auf und peitschte die leidenschaftlich kämpfenden Spieler auf dem Feld an. Es war zweifelsohne ein Déjà-vu, welches diese dort erlebten und auch eine offensive Deckung der Gäste in den letzten Minuten konnte das nicht verhindern. Der letzten Parade durch Rathmann folgte 25 Sekunden vor Schluss der entscheidende Treffer durch Daferner zum 32:29, von da an kannte der Jubel keine Grenzen mehr.
Erneut war es gelungen, in den letzten Minuten einen Rückstand gegen die Mannschaft aus dem Erzgebirge zu drehen. Am Ende stehen überlebenswichtige Punkte und endlich der erste Heimsieg der Saison für die 1. Männer des RSV zu Buche, welcher letztendlich nur durch eine absolute Teamleistung auf und neben dem Spielfeld sowie die lautstarke Unterstützung unserer Fans, welche uns weiterhin die Stange halten, möglich wurde. All das wird es in der kommenden Woche auch brauchen, um im Derby beim heimstarken LHV Hoyerswerda vielleicht für eine Überraschung sorgen zu können. Zu diesem Spiel wird ein Bus eingesetzt, in dem noch wenige Plätze frei sind. Falls Interesse besteht, schreibt uns einfach in den sozialen Netzwerken an!
Für den RSV spielten: Wagner, Rathmann – Richter (3), Sieberth, Schulz (2), Lindner, Röseler (2), Bellmann (6), Daferner (7), Fährmann (2), Guhrenz (5), Stein (3), Kempe (2), Dorschner