Nochmal ein Sieg zum vermeintlich letzten Spiel vor der Pause
Vergangenen Samstag luden die Männer des RSV die Reserve des HSV Dresden zum Handball ein. Schon vor Anfang war es eine seltsame Stimmung- niemand wusste mit Sicherheit, wie es in der nächsten Zeit weiter geht (wie es so oft schon in der Corona-Zeit war). Jeder ahnte nur: Das wird es wohl gewesen sein. Aber ich greife voraus, in erster Linie ist das ja hier ein Spielbericht.
Die Männer der Bierstadt müssen sich, geschuldet der Tabellensituation und der letzten Leistungen auf der Platte, wohl oder übel damit abfinden, in den meisten Partien als Favorit ins Feld zu gehen. Das war auch hier der Fall- Radeberg grüßte ungeschlagen von der Tabellenspitze, während HSV II bei 2 Siegen und 3 Niederlagen im Mittelfeld der Tabelle zu finden war.
Davon war zu Spielbeginn allerdings nicht viel zu sehen. Die Männer in Blau-Weiß kamen so gar nicht ins Spiel, waren vorne fahrig und hinten ungeordnet, sodass sich die Dresdner direkt auf 1:4 absetzen konnten. Erst dann wurde im Angriff wieder etwas mehr Zielstrebigkeit an den Tag gelegt, woraus sich Tore erzielen ließen. Trotzdem schaffte es Dresden nach einer Viertelstunde, das 6:7 zu erzielen. Doch dann schien irgendeine Art Schalter umgelegt worden zu sein und was in der folgenden Viertelstunde passierte, war schlicht überragend. Die beiden Hauptverantwortlichen dafür waren die Strippenzieher der Abwehr, Kempe und Fährmann. Beide mutierten in dieser Phase in einen seltsamen Hybriden aus solider Backsteinmauer, Fangnetz, Oktopus und Schraubstock. Jede einzelne Angriffsbemühung der Gäste, die auch nur irgendwie drohte über die Mitte zu kommen, wurde von den beiden Abwehrbossen völlig mitleidslos im Keim erstickt. Die Gäste konnten einem schon fast leidtun. Die Optionen, die ihnen somit noch blieben, waren folgende:
Aus 11 Metern Entfernung aufs Tor zu werfen (dankbare Kost für den Hüter)
An beiden vorbeilaufen und aus dem Rückraum über Dorschner auf Halblinks zu werfen (bei über 2m Körpergröße, na viel Glück dabei)
Immer und immer wieder versuchen, gegen die beiden anzukommen und die Bemühungen schließlich nach einem 2-minütigen Angriff abbrechen, weil Zeitspiel angezeigt war
Bis zur Halbzeit wurde aus dem 6:7 ein 12:7, nach der Pause wurde weitergemacht, bis es 14:7 stand. Es war genau die Art Handball, die wir uns gewünscht haben und jeder, der es nicht von der Tribüne aus gesehen hat, hat etwas verpasst. Im Angriff konnten Dorschner mit seiner Physis und Jan Schulz mit seinem Spielwitz zeigen, weswegen ihre Anwesenheit auf dem Spielfeld beinahe an Wettbewerbsverzerrung grenzt. Aber es waren keine Einzelaktionen, sondern eine durchgehend runde Teamleistung, die dafür sorgte, dass sich Radeberg noch auf 19:11 weiter absetzen konnte, bis dann leider die Konzentration etwas flöten ging. Da nun auch fleißig durchgewechselt wurde, waren ungewohnte Spielerkonstellationen auf dem Feld. Das Resultat: die Abläufe saßen nicht mehr so sicher und die Abwehr stand nicht mehr so fest, was die Gäste gut auszunutzen wussten. Wäre der sensationelle Hüter Rathmann nicht gewesen (Tempogegenstoß halten, Abpraller kommt zum Gegner, erneut gehalten, als wäre es gar nichts), hätte das Spiel fast noch einmal knapp werden können. Doch die verbleibende Zeit reichte den Gästen nicht aus. Der Vorsprung schmolz etwas dahin, der Sieg war aber, wenn wir ehrlich sind, nie so wirklich in Gefahr.
So weit zum Spielverlauf. Was jetzt allerdings in Zukunft passiert, weiß ich nicht. Es wusste auch niemand, den ich gefragt habe, und es weiß vermutlich auch sonst niemand in Sachsen. Corona-Zeit scheint einfach untrennbar mit Ungewissheit verbunden zu sein. War das jetzt unser letztes Spiel oder spielen wir nächste Woche gegen Rietschen? Würde es in der Theorie klappen, wenn man ohne Zuschauer spielt? Macht es überhaupt Sinn, die Saison weiter zu spielen, wenn die ersten Mannschaften schon Spiele abgesagt haben? Ich habe keine Ahnung. Wir genießen einfach jedes Spiel, das wir haben und jede Minute Training unter der Woche. Und solange noch nichts offiziell raus ist, bleibe ich auch optimistisch und sage: Nächsten Samstag geht es gegen Rietschen. Wird schon werden.