Die schlechte Nachricht zuerst. Stand 18.10. um 12:00 Uhr gab es im Landkreis Bautzen 124 7-Tage-Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus. Die Gute: Durch große Anstrengungen der Vereinsleitung konnte trotz allem ein Hygienekonzept für die Radeberger BSZ-Sporthalle erstellt werden, welche das Gesundheitsamt so überzeugte, dass überhaupt Zuschauer zum Verbandsligaspiel Radeberg gegen Rietschen zugelassen wurden.
Sowohl die Gäste als auch die Bierstädter kamen mit reichlich Frust vom letzten Spiel in die Halle. Die Radeberger mussten am vergangenen Sonntag nach schwacher mannschaftlicher Leistung beide Punkte in Riesa lassen, nachdem am Tag zuvor Rietschen in Radebeul mit 21:36 ganz übel auf die Mütze bekommen hatte. Diese herbe Niederlage lag wohl aber auch an der katastrophalen Personalsituation der Lausitzer, bei denen praktisch die gesamte Startformation langzeitverletzt ist. Zugegebenermaßen sehr schlechte Voraussetzungen der Gäste, allerdings lautet ein japanisches Sprichwort „In die Enge getrieben, beißt die Ratte sogar die Katze“. Tja, und was für japanische Rattengilt, gilt im schlimmsten Fall auch für Lausitzer Stahlwölfe, deswegen war Vorsicht geboten!
Direkt nach Anpfiff wurde klar, dass die Radeberger Truppe, die dort auf dem Feld stand, ein anderes Gesicht zeigte, als noch gegen Riesa. Flinke und kompromisslose Aktionen konnten von den Gästen oftmals nur per Foul gestoppt werden, weshalb es schnell 3:0 für Radeberg stand. Bemerkenswert: Alle 3 Tore wurden von Röseler per Strafwurf erzielt. Man muss es einfach sagen, Radeberg war das dominante Team. Im Angriff bissiger, im Umschaltspiel schneller, doch das eigentliche Prunkstück war die Abwehr, die Rietschen dermaßen in die Bredouille brachte, dass die Gäste ihr erstes Tor erst nach 10 Minuten erzielen konnten. Insgesamt ließen die Hausherren in der ersten Halbzeit nichts anbrennen und verabschiedeten sich mit 13:4 zum Pausentee.
Rietschen zeigte zum Anfang der zweiten Halbzeit, dass sie doch noch nicht abgeschrieben waren und besonders Youngster Krauzick konnte sich hervortun. So konnten die Radeberger in den ersten 10 Minuten der zweiten Halbzeit nicht über ein 3:3 hinauskommen. Doch als sich die Hausherren wieder fingen, wurde der Vorsprung wieder größer und es war schnell klar, dass man hier nichts mehr anbrennen lassen würde. Mit zunehmender Spielzeit und immer tiefer hängenden Köpfen der Rietschener wurde das Ergebnis durch mehrere Konter schließlich deutlich. Die jungen Spieler des Teams konnten auch reichlich Spielzeit bekommen und nutzten diese Chance hervorragend, allen voran Masula mit 6 Toren und Herrmann, welcher allein 3 Zeitstrafen der Gäste herausholte. Zwar konnte die Abwehr nicht mehr in dem Maße überzeugen wie noch in der ersten Halbzeit, jedoch konnten sich die Radeberger die gesamte zweite Halbzeit über auf ihren Keeper Rathmann verlassen, der ein absolutes Feuerwerk abbrannte und reihenweise Rietschener Angriffsspieler aus teils bestmöglichen Positionen um ihre redliche Belohnung brachte. Die Gäste hatten ab Mitte der zweiten Halbzeit genug und konnten nicht mehr verhindern, dass aus einem 18:8 schlussendlich ein 30:12
wurde. Und damit ist es auch schon wieder Zeit fürs Fazit.
Top:
Ganz klar die Abwehr- und Torhüterleistung. 12 Gegentore in einem Spiel ist bockstark, selbst gegen so eine personell dezimierte Mannschaft, die derzeitig nicht auf ihrem gewohnten Level spielen kann. Zum Vergleich: Im Stöbern durch die Archive konnte der Schreiberling in keiner Saison seit 2015/16 (also die erste Verbandsliga-Ost Saison mit Radeberger Beteiligung) auch nur ein Spiel finden, in welchem irgendein Team weniger als 14 Tore erzielen konnte. Das bedeutet einen ligaweiten Bestwert seit mindestens 5 Jahren. Das mannschaftliche Auftreten war wieder deutlich besser als noch letzte Woche. Die jungen Wilden Masula, Herrmann und Gerstenhauer konnten sich mit sehr guten Leistungen für weitere Einsätze empfehlen!
Flop:
Das alte Leid, die Chancenverwertung. Natürlich ist es Jammern auf sehr hohem Niveau, aber mit einer konsequenteren Chancenverwertung wäre auch ein noch deutlich höherer Sieg drin gewesen. Dann allerdings ist die Meinung des (zugegebenermaßen voreingenommenen) Schreiberlings: Wenn der gegnerische Torwart einen Ball hält, dann ist man zu oft enttäuscht von der schlechten Chancenausbeute, wo man doch auch ruhig mal den Hut vor der guten Torwartleistung ziehen könnte. Zwischen den Rietschener Pfosten standen am Samstag nämlich 2 junge Torhüter, die man in diesem wirklich undankbaren Spiel tatsächlich beglückwünschen kann, weil sie trotz allem viele Radeberger Bälle gehalten und ihre Mannschaft somit vor Schlimmerem bewahrt haben. Wie es mit den nächsten Spielen weiter geht, ist nun völlig abhängig davon, wie sich die Corona-Situation entwickelt. Das nächste Spiel findet am 31.10. im Pokal gegen die Sachsenligisten von Rottluff-Chemnitz erneut in Radeberg statt. 2 Wochen sind in einer Pandemie allerdings eine lange Zeit, lassen wir uns einfach hoffen, dass das Hygienekonzept das Gesundheitsamt erneut überzeugen kann, sodass wir erneut mit Zuschauern spielen dürfen.
Radeberg spielte mit:
Wagner, Rathmann (beide Tor), Richter (2), Sieberth, Schulz, Röseler (6/4), Gerstenhauer (5), Masula (6), Klinkert (1), Fährmann (3), Stein (6), Herrmann (1), Kempe, Dorschner